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Pressemitteilung des Bundes Deutscher Architekten BDA vom 19. März 2009 zum Abriss des Niedersächsischen Landtages

24. März 2009

Die Baukommission des niedersächsischen Landtages hat im November 2008 beschlossen, das denkmalgeschützte Plenarsaalgebäude abzureißen und durch einen Neubau zu ersetzen. Der Bund Deutscher Architekten BDA protestiert gegen den Abriss mit aller Entschiedenheit.

Das Landtagsgebäude vom Architekten Dieter Oesterlen ist ein herausragendes Denkmal der Wiederaufbaujahre. Der Architekt hat 1962 für die junge Bundesrepublik ein Gebäude für den demokratischen Diskurs als Gegenbild zur Architektur des Nationalsozialismus geschaffen, das internationale Beachtung gefunden hat. Analog zu Hans Schwipperts neuem Bundestag in Bonn (1949), Egon Eiermanns und Sep Rufs deutschem Pavillon auf der Weltausstellung in Brüssel 1957 und Sep Rufs Kanzlerbungalow von 1961 ist Oesterlens Bau ein Meilenstein der demokratischen Architektur in Deutschland.

Das Besondere des Entwurfs ist die ungewöhnliche Synthese der steinernen Architektur des Schlosses mit den typischen Gestaltungselementen der Moderne. Mit dieser Konzeption schuf der Architekt ein eindrucksvolles und wegweisendes Zeugnis für die konzeptuelle Weiterentwicklung historischer Architektur.

Dieter Oesterlen (1911-1984) ist einer der bedeutendsten Architekten der Wiederaufbaugeneration. Sein Wirken im Rahmen der „Braunschweiger Schule“ – gemeinsam mit Friedrich Wilhelm Kraemer und Walter Henn – hat nicht nur das Stadtbild Hannovers wesentlich geprägt, sondern ist und bleibt ein fundamentaler Beitrag zur Architekturgeschichte der Bundesrepublik.

Mit der Abrissentscheidung durch das niedersächsische Parlament verliert die Republik, das Land und das Abgeordnetenhaus selbst ein unverzichtbares Zeugnis seiner parlamentarischen Geschichte. Die Länderhoheit bei Kultur und Denkmalschutz bedeutet eine besondere Vorbildfunktion und Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit. Das Parlament des Landes Niedersachsen wird deshalb nachdrücklich vom Bundesvorstand des BDA aufgefordert, in Anerkennung des allgemeinen Interesses aller heutigen und künftigen Bürger dieser Republik diesen Beschluss zu revidieren.

Dass ein Abriss nicht notwendig ist, zeigt das Wettbewerbsergebnis von 2002 von Koch Panse Architekten BDA, der den kulturellen Verlust eines einzigartigen und unwiederbringlichen Kulturdenkmals verhindert. Der Plenarsaal von Dieter Oesterlen muss erhalten bleiben!

Die vollständige Resolution ist unter www.bda-architekten.de veröffentlicht.

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