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BDAtalk: Der professionelle Bauherr – ein existentielles Risiko?

18. Oktober 2016

Online über Architektur diskutieren

Am Montag, 24. Oktober 2016 eröffnet BDAtalk, das Online-Debattenmagazin des BDA Bayern, die Diskussion über das zunehmend existentielle Risiko der Architektenschaft beim Bauen und dessen langfristige Auswirkungen auf die Qualität der Baukultur. Denn immer öfter gibt es Streit, auch vor Gericht, zwischen Bauherren und Architekten.

Foto: Markus Bredt
Foto: Markus Bredt
Flughafen Berlin Brandenburg Willy Brandt von gmp Architekten von Gerkan Marg und Partner, Hamburg

Bauskandale, Baukosten und Bautermine geraten schon seit einiger Zeit zunehmend außer Kontrolle. Während sich der Architekt früher hauptsächlich ums Entwerfen und Bauen kümmerte, muss er sich heute immer öfter mit Anwälten auseinandersetzen. Die Konflikte zwischen Architekten und Bauherren nehmen stetig zu und immer mehr Planer scheitern und stehen kurz vor dem Ruin. „Architekten im Rosenkrieg – Man sieht sich vor Gericht“ titelte jüngst sogar die Süddeutsche Zeitung.

„Die zunehmende Asymmetrie zwischen Bauherr und Architekt tritt auch immer stärker beim Vollzug der Verträge zutage. Schleppendes Entscheidungsmanagement bei Änderungen, die Verlagerung der Entscheidungen auf externe Bauherrnvertreter (Steuerer, Controller, Geschäftsbesorger) mit ganz eigenen Interessenlagen oder das Vorenthalten von Abschlagszahlungen können, wie leider schon belegbare Fälle zeigen, tatsächlich zur wirtschaftliche Katastrophe auf der Architektenseite führen. Ziel ist daher die Aufrechterhaltung bzw. die Wiederherstellung des notwendigen Gleichgewichts der Interessen von Bauherrschaft und Architekten letztendlich auch im Interesse der breiten Öffentlichkeit, die in vielfältiger Hinsicht von der Qualität der gebauten Umwelt betroffen ist.“, so der Landesvorsitzende des BDA Bayern, Karlheinz Beer.

Oftmals werden Probleme beim Bauen seitens des Bauherren mit angeblichen Planungsfehlern der Architekten begründet. Hat man damit doch einen Schuldigen für die Schwierigkeiten gefunden, die bei komplexen Bauvorhaben durchaus auftreten können. Auf die Art und Weise wird von eigenen Versäumnissen in der Wahrnehmung der Bauherrenaufgaben abgelenkt. Der Architekt ist dabei „das schwächste Glied in der Kette der Schuldzuschreibungen (…)”, denn „dessen Haftungspflichten werden immer weiter ausgedehnt, während sein durch die HOAI (…) definierter Schutzbereich sowie seine Kontrollmöglichkeiten immer mehr beschnitten werden.” (Gerhard Matzig: „Man sieht sich vor Gericht”, SZ 12.08.2016)

Das diese „Streitkultur“ langfristig auch ein Risiko für die Qualität der Baukultur darstellt, ist offensichtlich. Allerhöchste Zeit also, das Bauherr und Architekt gemeinsam Verantwortung für das Bauen übernehmen, um schlussendlich die Existenz aller am Bau Beteiligter- und auch der Baukultur zu wahren.

Es äußern sich u.a. Prof. Rainer Hascher (Architekt, Berlin) sowie Joachim Hermann (Jurist, Mitglied des Bayerischen Landtags, Staatsminister des Innern, für Bau und Verkehr, München), Susanne Birk (Architektin, Ordinariatsdirektorin Bauwesen und Kunst der Erzdiözese München und Freising), Prof. Dr. Gerd Motzke (Jurist, früherer Vorsitzender Richter am Oberlandesgericht München, Mering), Jürgen Zschornack (Architekt, München), Prof. Hans Lechner (Architekt, Wien), Annette Ipach-Öhmann (Direktorin des Landesbetriebs Vermögen und Bau Baden-Württemberg, Stuttgart), Franz Damm (Architekt, München), John Höpfner (Architekt, München), Wieland Petzoldt (Architekt, Dresden), Rainer Post (Architekt, München), Prof. Falk Jaeger (Architekturhistoriker, Berlin) und Gerhard Matzig (Journalist, München).

Mit BDAtalk initiiert der Bund Deutscher Architekten BDA Bayern eine umfassende und breite Online-Debatte über Qualität von Baukultur weit über die bayerischen Landesgrenzen hinaus. Der BDA Bayern lädt neben Architekten, Landschaftsarchitekten und Städtebauern die an Architektur interessierte Öffentlichkeit ein, sich unter www.bda-talk.de an der Diskussion zu beteiligen.