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BDA Tag 2021 in Nürnberg

13. Juni 2021

Architektur und Moral

war das Thema unseres architekturphilosophoschen Spaziergangs unter der Leitung von Dr. Martin Düchs  im Rahmen des BDA-Tags 2021 in Nürnberg.
Für über 30 Interessierte begann der Spaziergang an der Ehrenhalle im Luitpoldhain und führte über die Stationen Kongresshalle, Aufmarschachse, Silbersee und Stadion.
„Kann ein nicht schönes Haus moralisch gut sein ?“ Das war dabei nur eine der vielen Fragen, über die beim Flanieren von Ort zu Ort nachgedacht werden konnte.
Die Zeppelintribüne war gleichzeitig Ziel des Spaziergangs und Ort unserer Abschlussdiskussion.
Das Video des Spaziergangs finden Sie hier: VIDEO


Last oder Chance ?

wie geht Nürnberg mit den Hinterlassenschaften um ?

Es diskutierten
Dr. Martin Düchs, Architekt + Philosoph,
Prof. Josef Reindl, Architekt,
Peter Kunz, Historiker und Fotograf
Andtreas Grabow, Architekt, Kreisvorsitzender des BDA

Video der Diskussion

Es gab zunächst deutliche Kritik an die Stadt Nürnberg, die ihre Pläne und Konzepte zum Reichsparteitags nicht transparent kommuniziert und auch Bürger und Verbände nicht ausreichend einbezieht.
Dass alleine in die Bestandsicherung der Zeppelintribüne rd. 80 Mio. Euro fließen sollen, anstatt in konzeptionell richtigere Themen, insbesondere der Wissensvermittlung, wird ebenfalls deutlich kritisiert.
Hier scheint die  „Trittfestmachung“ der Zeppelintribüne als Hauptkostenfaktor  v.a. den Anforderungen des jährlichen Norisring-Rennens geschuldet zu sein, als einem konzeptionellen Gedanken.

Ein „kontrollierter Verfall“ würde deutlich weniger Geld kosten. Dass dies der sog. „Ruinentheorie“ von Albert Speer in die Karten spielen würde, wurde von allen Diskutanten als unkritisch bewertet, wenn zeitgleich insbesodnere auch künstlerische Konzepte das Areal bereichern würde. Die Kunstaktion des sog. Regenbogenpräludiums hätte hier einen wichtigen Beitrag leisten können. Zumindest hätten sich mit diesem Hintergrund wohl weniger der Ewig-Gestrigen auf der ehemaligen Führerkanzel mit eindeutiger Armbewegung zum Selfie positioniert, wie wir es leider auch beobachten mussten.

Elementare Maßnahmen, die wenig Geld kosten, sind:

  • die Entrümpelung des Geländes von den allgegenwärtigen Sicherungsbauten des Autorennens,
  • der Rückbau von Umzäunungen
  • der Rückschnitt der sich selbst überlassenden Natur, die die unmenschliche und unmaßstäbliche Architektur aktuell an vielen Stellen verharmlost
  • Entfernen von rechtsdadikalen Schmierereien
  • Erarbeiten von eindeutigen Konzepten, die eine kommerzielle Nutztung durchaus möglich machen, die aber nicht durch den Kommerz begründet sind.

Erfreulich ist aktuell zu sehen, wie die Bevölkerung das Areal an den unterschiedlichen Stellen nutzt. Diese selbstverständliche öffentliche Nutzung ist sicher ein Baustein für die erforderlichen Konzeptideen.

Dass die baulichen Überreste nicht nur eine Last, sondern auch wichtige Chance für Nürnberg sind, war ebenso eine wichtige Erkenntnis, wie die Tatsache, dass die Diskussion über den Umgang und die ständige Ausenandersetzung mit diesem Ort immerwährender Teil der Konzepte für das Reichsparteitagsgelände darstellen müssen, auch wenn oder gerade weil dies eine große Anstrengung darstellt.

Unser Fazit:

  • Es muss einen ständigen und immerwährenden Diskurs über das Gelände geben
  • Es wir keine einzige und eindeutige Lösung geben
    Ideen und Konzepte sind ständig anzupassen und weiterzuentwickeln
  • Kunst – auch temporär – kann einen wichitgen Beitrag leisten
  • Konzepte müssen transparent und offen kommuniziert werden
  • Die Öffentlichkeit muss mehr und ständig einbezogen werden.
  • Wissensvermittlung muss stets ein zentraler Bestandteil sein.


Dokumentation

Video des Spaziergangs

Video der Diskussion

 

Vielen Dank an alle, die zum Erfolg des sehr lehrreichen Spaziergangs und der spannenden Diskussion beigetragen haben.

13.06.2021 Andreas Grabow