Preisträger HANNES-MEYER-PREIS 2012

Wohnanlage „Am Bergmann“

Sangerhausen

Wohnanlage „Am Bergmann“

Sangerhausen
Projekt
Wohnanlage „Am Bergmann“
Architekt
Brambach Architekten BDA, Halle
Bauherr
Städtische Wohnungsbau GmbH

Die seit dem Jahr 1992 unter Denkmalschutz stehende Siedlung „Am Bergmann“ ist das Zentrum der so genannten Westsiedlung, die in den 1950er Jahren vorrangig für Bergleute in Sangerhausen errichtet wurde. Anders als im bald darauf folgenden industriellen Siedlungsbau fanden hier noch traditionelle Bauweisen ihre Anwendung.

Mit viel Fingerspitzengefühl für das Denkmalensemble und mit ebenso viel Selbstbewusstsein im Hinblick auf den Einsatz architektonischer Gestaltungsmittel, haben die Architekten die Modernisierungsaufgabe gelöst. Das Sanierungskonzept für die Siedlung „Am Bergmann“ überzeugt vor allem, weil es zum einen auf die weitestgehende Erhaltung des bauzeitlichen Erscheinungsbildes und zugleich auf eine energetische Verbesserung sowie die Nutzung von Solarenergie und Wärmerückgewinnung für die Raumheizung zielt.

Um die originale Fassade mit allen ihren Oberflächen, den Gesimsen und den zeitgenössischen Sgraffitos zu erhalten und somit eine denkmalpflegerisch vorbildliche Restaurierung zu ermöglichen, haben sich die Architekten für eine Innendämmung entschieden. Diese Innendämmung der Fassade ermöglicht sowohl den Erhalt der Baukunst als auch des originalen Putzes, der qualitätvoll repariert und ausgebessert wurde. Dem Wunsch nach Balkonen kommen die Architekten mit der Idee eingezogener Wintergärten nach, die ganzjährig flexibel nutzbar sind. Diese neuen Bauteile der Balkone, wie auch die Lochstahlbleche im neu gestalteten Hauseingangsbereich samt Briefkastenanlage, setzen sich bewusst klar vom Bestand ab und ergänzen ihn zugleich auf eigenständige Weise.

Die überarbeiteten Grundrisse lassen aus einst kleinen, beengten Zimmern überraschend helle und weite Räume entstehen. Wichtig waren den Architekten insbesondere größere Küchen, Bäder und allgemeine Bewegungsflächen. Die Küchen sind durch Schiebetüren variabel offen zum Wohnraum hin. 79 von 109 Wohnungen sind barrierefrei gestaltet. Mit der insgesamt erreichten hohen Wohnqualität werden die Ansprüche von Jung und Alt gleichermaßen berücksichtigt.

Ein innovatives Energiekonzept geht von einer erweiterten Nutzung der solaren Wärmeenergie und von der Wärmerückgewinnung innerhalb der notwendigen Lüftungsanlage aus. Insgesamt wurden in der Siedlung „Am Bergmann“ 844 Quadratmeter Kollektorfläche installiert. Damit ist die Nutzung der Solarenergie auch in den Wintermonaten möglich und es können rund 80 Prozent der jährlichen Energiemenge zur Warmwasserbereitung und rund 20 Prozent für Raumheizung über solar erwärmtes Wasser bereitgestellt werden.

Im Außenanlagenbereich lassen Bänke, Hecken, Stauden und Plätze einen Park entstehen, der sich als Generationen übergreifender Treffpunkt für die Bewohner der Siedlung anbietet.

Preisträger

HANNES-MEYER-PREIS 2012 – Lobende Erwähnung