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Nachwuchsförderpreis des BDA Berlin verliehen

19. November 2010

Der Bund Deutscher Architekten, Landesverband Berlin e.V. hat am 19. November 2010 in Berlin zum 7. Mal den renommierten Hans Schaefers Preis verliehen.

Der Verband würdigt damit herausragende architektonische Leistungen junger Berliner Architektinnen und Architekten, die auf besondere Weise der Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Umwelt Rechnung tragen. Schirmherrin ist die Senatorin für Stadtentwicklung Ingeborg Junge-Reyer.

Foto © Rainer Gollmer
Foto © Rainer Gollmer
Preisverleihung im Haus Bethanien

Die Jury unter dem Vorsitz von Prof. Dr. Angelika Schnell aus Wien vergab den mit 5.000,00 € dotierten Preis zu gleichen Teilen an zwei engagierte Arbeiten im Bestand sehr unterschiedler Größe und Herangehensweise. Besonders überzeugte die Jury hier die Intelligenz und Sorgfalt, mit der beide Verfasser das Thema „Umgang mit Geschichte“ beispielhaft  meisterten.

Prämiert wird der 2008 realisierte Umbau eines Pumpwerks in Berlin-Neukölln von Nils Wenk und Jan Wiese. Mit wenigen gezielten aber beherzten Eingriffen wandelten die Architekten den denkmalgeschützten Industriebau von 1925/26 um in ein Atelierhaus mit Künstlerateliers, einer Wohnung sowie einer Galerie. Vorhandene Elemente wie die Krananlagen wurden dabei erhalten, in die neuen Nutzungen integriert und in ein Gestaltungskonzept eingebunden, das seine Wirkung aus der Reduktion auf wenige Elemente sowie homogene Flächen erzielt. Die Jury würdigte die Konsequenz und Genauigkeit, mit der sich die Architekten ihrer Bauaufgabe stellten, ohne dabei dogmatisch oder übertrieben respektvoll gegenüber dem Bestand vorzugehen. Mit Souveränität im Ganzen und im Detail haben sie die Raumwirkung des monumentalen Industriebaus zu höherer Komplexität gebracht.

Pumpwerk_Neukoelln_Innen_1_Foto_Udo_Meinel
Pumpwerk_Neukoelln_Innen_1_Foto_Udo_Meinel

Mit den ebenfalls preisgekrönten minimalen Interventionen „Autostazione Zeppieri“ im italienischen Olevano Romano von Anne Boissel, welche 2008 und 2010 mit geringen Mitteln und im Eigenauftrag umgesetzt wurden, will die Jury junge Architektinnen und Architekten dazu auffordern, sich mit mutigen Projekten einzubringen. Das Preisgericht überzeugte der engagierte Umgang Boissels mit einem ehemaligen Busbahnhof aus den 50er Jahren, dessen historischer und kultureller Wert in Verbindung mit einer neuen Nutzung für die Bewohner des Dorfes verdeutlicht wurde. Anne Boissel setzt auf einfache Gestaltungsmittel. Mit Lichteffekten, reflektierenden Materialien aus dem Straßenbau sowie wenigen baulichen Maßnahmen rückt sie das Gebäude wieder in den Blickpunkt. In ihrer zweiten Installation nutzte Boissel die Wartehalle für eine Ausstellung zur Geschichte des Ortes.

Zeppieri_1__Foto_Udo_Meinel
Zeppieri_1__Foto_Udo_Meinel

Auszeichnungen vergab die Jury an zwei Neubauten in Berlin. Johannes Löbbert und Johan Kramer wurden für das MRT-Forschungsgebäude in Berlin-Buch gewürdigt. Das 2010 fertiggestellte Wissenschaftsgebäude überzeugte als klarer Kubus mit einheitlich gestalteter Fassade aus beweglichen metallischen Sonnenblenden sowie der Gliederung der verschiedenen Funktionsbereiche.

MRT_Foto_03
MRT_Foto_03

Die zweite Auszeichnung ging an Tim Bauerfeind und Henning von Wedemeyer (UT Architects) für die Ausbildungswerkstätten RZB E.V. Bei dem Neubau für eine private Restauratorenschule wählten die Architekten eine großzügig verglaste zweigeschossige Holzskelettkonstruktion und Einbauten aus Fichtenholz. Hier überzeugten die Klarheit und Offenheit des Gebäudes und die Sorgfalt im Umgang mit dem Material.

Restaurieringszentrum_1__Foto_Ulrich_Schwarz
Restaurieringszentrum_1__Foto_Ulrich_Schwarz

Das Preisgericht tagte am 1. November 2010. Zur Jury zählten die Architekten Prof. Bettina Götz, Thomas Kaup (Vorsitzender des BDA Berlin), Prof. José Gutierrez Marquez und Eike Roswag sowie die Architekturtheoretiker Prof. Dr. Angelika Schnell und Prof. Christopher Dell. 16 Projekte wurden für den Hans Schaefers Preis 2010 eingereicht. Neben verschiedensten Hochbauten fanden sich darunter vor allem auch städtebauliche und landschaftsplanerische Projekte.

Die im Rahmen der Nachwuchsförderpreise des BDA zeitgleich mit dem Hans Schaefers Preis ausgelobte Daniel Gössler Belobigung für herausragende architekturtheoretische Leistungen junger Berliner Architekten und Stadtplaner kann 2010 nicht vergeben werden, da keine der eingereichten Arbeiten den Teilnahmekriterien entsprach. Der BDA Berlin beabsichtigt, diesen Preis 2013 auf den gesamten deutschen Sprachraum auszuweiten.

Alle eingereichten Arbeiten sind vom 23. November bis zum 22. Dezember 2010in der BDA Galerie, Mommsenstr. 64, 10629 Berlin, ausgestellt. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Donnerstag 10 – 15 Uhr und nach Absprache.